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Camouflage oder Miezart

camouflage

Erklärungen abgeben.
Man ist als denkender kreativer Mensch die ganze Zeit damit beschäftigt, Klärungen zu finden, für sich SELBER & im überlegten Umgang mit seinen Mitmenschen & wird dennoch immer wieder aufgefordert, seine daraus resultierende Arbeit zu er-klären. – Als wäre das allgemeine Chaos alleine nicht schon erklärungsbedürftig genug, nein – da schafft man sich die eigene Chaosordnung, - ein Unwort - & meistens eine ganz persönliche Mythologie, die sich aus dem Subjektiven erheben & von anderen erst als objektiver Tatbestand erobert werden will. Eine erklärungsbedürftige Arbeit jedoch ist schon wieder uninteressant für den kreativen Künstler. Denn bekanntlich ist Heimat ja da, wo man verstanden wird.

Also arbeitet der Künstler zumeist im Heimatlosen.
Der Schriftsteller werkt in seiner Heimat „Textraum“, er versucht Wortkonstrukte zum Leben zu erwecken im ANDEREN.
Klärung für sich SELBER: Wir blicken in den Spiegel und sehen zuallererst unser Gesicht, das unser ICH zeitigt, in dem sich unser SELBST spiegelt. Konsequenterweise hätte ich unser SELBST seitenverkehrt drucken lassen müssen, um es seitenrichtig im ICH-Spiegel sehen zu können. Aber es könnte ja sein, dass im Zuge der Arbeit, at work in progress, etwas nicht stimmt mit meinem SELBST. Also, was will mir diese Irritation sagen?
Hat mein ICH vielleicht keine Übereinstimmung mit meinem SELBST?
Hat sich etwas verSELBSTändigt? Hat sich etwas von SELBER ergeben?

AUF DEN ERSTEN BLICK: Die Tarnung dieser Aussage der sofortigen Aufdeckung hinter einer zufälligen Druckrasterung von Wörtern aus der Festplatte eines Computers setzt sie zeitlich diametral zur Erkennung ihrer Bedeutung. Wenige werden diese Zeile AUF DEN ERSTEN BLICK in ihrer gemeinten Weise entschlüsseln. In ähnlicher Art gepixelt trage ich die Camouflage-Jacke eines Offiziers der US-Army an meinem Leib. In welcher virtuellen Landschaft kann ich mich damit verstecken? Bin ich jetzt über militärische Satellitenaufnahmen vom „friendly fire“ der Amerikaner ausgeschlossen?
Die Textfetzen dieser Rauminstallation stammen übrigens aus den Manuskripten „Schleifen am Kalkstein“ vom Journalisten Beat Schweizer & „OUT(back)“ von René Desor aus der Lesesammlung GAMMA GT.
Die gepixelten Textausdrucke hat die Katze Mimi durch einen Sprung auf den laufenden Drucker ausgelöst. Cicero, der die Texte auf die Folie gebracht hat, meinte, das wäre jetzt wohl Miezart. Zum Dank an meine Katze sollte ich es wohl Mimiart taufen.

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